Kohlrabi, Brokkoli, Blumenkohl, Weißkraut, Rosenkohl und noch einige andere Kohlsorten haben eines gemeinsam: Sie stammen vom Wildkohl (Brassica oleracea) ab. Jahrhunderte lang wurde ausgelesen und gekreuzt, um die Vielfalt zu entwickeln, die wir heute ganz besonders in der kalten Jahreszeit genießen können.
Angefangen haben damit die Griechen. Kein Wunder, denn schon im 4. Jahrhundert vor Christus beschrieben Platon, Aristoteles und Hippokrates die heilende Wirkung von Kohl. Aber auch die Römer kamen der Sache auf die Schliche und bauten ihn als Gartengemüse an. In unsere Breiten kam der Kohl im Mittelalter, natürlich nicht in der Vielfalt wie wir Kohlgemüse heute kennen. Aber schnell wurde er wie die Rübe zu einem unentbehrlichen Teil des Speiseplans. Kohl war seinerzeit oft die Rettung der Menschen, wenn Notzeiten kamen oder ein strenger Winter überstanden werden musste. Blumenkohl und Brokkoli zählten zu den ersten ‚edleren‘ Züchtungen und feierten Siegeszüge in der ‚feinen Küche‘.
Viel Fantasie hatte man nicht bei der Zubereitung von Kohl. In Suppen gekocht oder zum Haltbarmachen gesäuert galt er als Nahrungsmittel für die wirtschaftlich schlechter aufgestellten Menschen. Das kulinarische Image des Kohlgemüses war lange Zeit eher als langweilig zu bewerten, was ihm absolut nicht gerecht wurde. Inzwischen erlebt Kohlgemüse aber eine Renaissance. Die Vielfalt der Zubereitung kann der Vielfalt der Sorten die Stirn bieten und das nutzen heimische Küchen ebenso wie die Gastronomie.
Wiederentdeckt werden alte Sorte, die mit vielen Geschmacksvarianten auftrumpfen. Geht man bei der Wahl des richtigen Kohls noch einen Schritt weiter, greift man zu samenfesten Kohlsorten. Im Gegensatz zu den handelsüblichen Hybridsorten, bei denen die Einheitlichkeit sowie der Ertrag auf Kosten von Biodiversität, Geschmack und Ernährungsqualität an erster Stelle stehen, winkt bei den samenfesten Sorten Genuss pur. Die Hybridsorten gehen sogar schon in die nächste Generation. Inzwischen gibt es CMS-Hybriden (Cytoplamatisch männliche Sterilität). Sie können keine Pollen mehr bilden. Das verschärft die Abhängigkeit von Saatgutkonzernen und den Verlust genetischer Vielfalt. Im Bioanbau sind CMS-Hybriden untersagt.
Die Biogärtnerei Obergrashof in Dachau hat sich dem Anbau samenfester Kohlsorten gestellt und war erfolgreich. Von dem Biobetrieb bietet TAGWERK Kunden Weißkraut, Blaukraut, Spitzkohl, Grünkohl und Schwarzkohl an. Genauere Beschreibungen dieser Sorten sind am Ende des Artikels aufgeführt. Damit leistet der TAGWERK Partnerbetrieb einen wichtigen Beitrag zu allen Vorteilen, die der Anbau samenfester Sorten bietet.
Was Kohlgemüse neben dem Geschmack auszeichnet, sind die Nährstoffe. Er ist ein Powerpaket für den Winter. Vitamin B, C und K sind meist in hohem Maße enthalten. Dank vieler Antioxydanzien sagt man ihm eine entzündungshemmende Wirkung nach. Auch Krebs soll er vorbeugen. Kohlgemüse kann einiges zum Mineralstoffhaushalt beisteuern. Kalzium, Eisen, Magnesium zählen zu den Inhaltsstoffen. Die Darmgesundheit unterstützt er mit Ballaststoffen. Die jeweiligen Nährstoffmengen variieren je nach Sorte.
Auch beim Einkauf gibt es einiges zu beachten. Der Strunk sollte nicht zu eingetrocknet sein. Äußere Blätter müssen farbig und fest aussehen. Dann ist der Kohl frisch und enthält seine wertvollen Inhaltstoffe in optimaler Höhe. Unwohl fühlen sich Kohlgemüse in Folie eingeschweißt oder Plastik verpackt. Das kann der Qualität schaden.
In der Zubereitung gibt es viele Varianten. Ob geschmort, gebraten, gekocht oder als Rohkost serviert – Kohlgemüse zeigt in den verschiedensten Rezepten, was er kann.
Die Kohlvielfalt bietet uns wunderbare Wintergemüse. Dank unzähliger Rezepte, bereichert Kohl den Speiseplan durch die kalte Jahreszeit. Ist er auch noch aus samenfestem Saatgut gezogen, kann dem Kohlgemüse von Oktober bis März kaum eine Alternative seinen Spitzenplatz in der Ernährung streitig machen.
Gezüchtet auf dem Dottenfelderhof (Hessen) unter dem Dach des Kultursaat e.V.
Wüchsiger Lagerweißkohl mit intensiver graugrüner Blattfarbe. Das kräftige Umblatt und die Wachsschicht auf den Blättern bilden die Grundlage für seine Widerstandsfähigkeit im Feld. Sehr guter Geschmack und sehr gute Bekömmlichkeit.
Bewährte alte Sorte. Ziemlich schnell wachsende, dennoch sehr gut lagerfähige Rotkohlsorte. Blatt mit guter Bereifung.
Klassische Sorte, entwickelt auf den Stuttgarter Fildern – daher der Name.
Fester , mittelspäter, feingliedriger Kohl. Große, spitze Köpfe, ca. 5-8 kg schwer. Sehr zuckerreich. Unser Stamm ist geschmacklich herausragend und besonders für die Sauerkrautproduktion zu empfehlen. Auch als Rohkost sehr genussvoll.
Bewährte alte Sorte. Fein gekraustes Blatt. Schöner, palmenartiger Pflanzenaufbau, standfest und ertragreich. Die Sorte hat einen leicht süßlichen, aromatischen Geschmack.
Italienische Sorte aus der Toskana.
Sehr dekorativer Schwarzkohl (auch Palmkohl genannt), mit dunklen, blaugrünen Blättern und halbhohem Wuchs. Verträgt leichte Fröste. Guter, etwas an Brokkoli erinnernder Geschmack, braucht keine Frosteinwirkung vor der Ernte.
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