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Ursprünglich kommt er aber von noch viel weiter her. In Vorderasien wurden seine Vorzüge als erstes erkannt. Er zählt zu den ältesten Nutzpflanzen überhaupt. Sogar die alten Ägypter bauten ihn als Heil- und Gemüsepflanze an. Auch heute liegen die Hauptanbaugebiete in ostasiatischen Ländern wie China, Korea und Japan. Japaner essen zum Beispiel 13 kg Rettich pro Jahr und Kopf. Koreaner sogar 30 kg.
Hierzulande sind es nur 250 g pro Person, die unseren Speiseplan jährlich bereichern. Leider gibt es nur deutsche Durchschnittwerte. Aber der Verdacht liegt nahe, dass die Bayern an der Menge einen deutlichen Anteil haben.

Ein Fest für jeden, der es kräftig mag

So ein Radi ist nichts für zarte Geschmacksnerven. Er verdankt seine aromatische Schärfe den reichlich enthaltenen Senfölen. Auch ein paar Bitterstoffe prägen ihn. Nicht unbedingt wesentlich für den Geschmack, dafür aber für den Nährwert sind das reichlich enthaltene Vitamin C, B-Vitamine, Carotin, sowie zahlreiche Mineralstoffe: Kalium, Natrium, Magnesium und Kalzium. Dem Rettich werden verdauungsfördernde Eigenschaften und die Stärkung des Immunsystems nachgesagt. Es gibt Menschen, die bei Gallen- oder Leberbeschwerden auf Rettichsaft schwören. Wer weiß! In der Low-Carb Küche hat der Rettich einen festen Platz verdient. Kein Fett, keine Kohlehydrate – er lässt sich mit gutem Gewissen genießen.

Unterirdisch gut

Der Rettich ist in geheimer Mission unterwegs. Still und leise bildet sich die Rübe der einjährigen Pflanze unter der Erde aus einem Teil des Hauptsprosses und einem Teil der Wurzel. Je nach Sorte entwickelt sich eine unterschiedliche Form. Rettich kann rund, zapfen- oder spindelförmig, zylindrisch oder oval sein. Zwischen 10 und 30 Zentimeter lang, reicht die Farbe der Schale von weiß über rosa, braun und violett bis hin zu schwarz. Bei uns findet sich in der Regel der weiße Rettich. Angeboten wird er von April bis Januar, wobei die Haupterntezeit zwischen Juli und Oktober liegt. Je später im Jahr, desto intensiver der Geschmack.

Der Radi - Kein großer Lagerfreund

Nach dem Einkauf sollte der Rettich nicht allzu lange auf seine Bestimmung warten. Je frischer zubereitet, umso besser schmeckt er. Im Kühlschrank hält er sich gut eine Woche.
Wer die Schärfe nicht ganz so intensiv mag, kann sie mit Salzen mildern. Auch Erhitzen hilft in diesem Fall. Die wenigsten kennen das. Aber gedünsteter Rettich schmeckt wunderbar als Beilage zu Kurzgebratenem. Rettichsuppe ist nur Eingeweihten geläufig und einen Versuch mehr als wert. Am beliebtesten ist der Radi allerding nach wie vor kalt serviert als Beilage zu Brot oder in Salaten.

Back to the roots!  Ökosaat – Saatgut für morgen

Es ist schon ein kleines, wenn nicht sogar großes Wunder! Mutter Natur schenkt uns ein winzig kleines Samenkorn und daraus wächst ein wertvolles Lebensmittel. Inzwischen mischen wir Menschen bei diesem Thema intensiv mit. Sortenentwicklung und Pflanzenzüchtung hat viele Experten gefunden, die Gemüse perfektionieren wollen. Mancher Fortschritt birgt wunderbare Chancen, andere Entwicklungen haben ihren Preis.

Der Rettich ist ein Kreuzblütler und gehört damit zu den Gemüsearten, die in Anbau und Handel als F1 – Hybridsorten ihren Platz finden.  Hybridsorten überzeugen auf den ersten Blick durch hohen Ertrag und Einheitlichkeit. Auf den zweiten, sehr bedeutsamen Blick öffnen sich aber auch große Nachteile. Aus den Pflanzen kann kein brauchbares Saatgut gewonnen werden. Bauern und Gärtnerinnen sind darauf angewiesen, jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen. So entsteht eine große Abhängigkeit von den Saatgutunternehmen. Die Modelmaße der Hybridpflanzen enden leider auch bei der Optik. Geschmack, Bekömmlichkeit und Qualität sind meist nicht optimal.

Die Natur beschert uns eine große biologische Vielfalt. Auch die wird Opfer der Hybridpflanzen. Samenfeste, also nachbaufähige Rettichsorten zum Beispiel gibt es noch in Hausgärten und Genbanken. Auf den Feldern wachsen jedoch häufig dieselben zwei bis drei Standard-Hybridsorten. Das gilt leider auch für den Ökolandbau.

Für den Erhalt der genetischen Radi-Vielfalt und einer souveränen und selbstbestimmten Agrarkultur ist daher unser gemeinsamer Einsatz gefragt! Dafür engagiert sich TAGWERK gemeinsam mit regionalen Partnern wie VollCorner und dem Obergrashof. ‚Edward‘ ist ein Beispiel dieses Engagements. Dieser Name verrät nicht gleich, wofür er steht. ‚Edward‘ ist ein am Obergrashof neu gezüchteter samenfester Rettich. Der Obergrashof steckte Jahre an Energie und Know How in die Entwicklung.  Als Auftakt des Projektes ‚Ökosaat – Saatgut für morgen‘ wird der Radi mit seinem angenehmen, mittelscharfen und aromatischen Rettichgeschmack zwei Wochen lang die Gaumen der Verbraucher verwöhnen. Er hat zwar keine Modelmaße, aber er überzeugt mit seiner regionalen, ökologischen Herkunft und seiner Sortenstabilität über Generationen. ‚Edward‘ ist aus samenfestem Saatgut gewachsen!

Danken wir zum Abschluss nochmal den alten Römern, die offenbar immer wieder wussten, was gut ist. Sie haben uns den Rettich gebracht – und wir haben was draus gemacht!

Die Weiterentwicklung braucht Unterstützung. Infos und ein Spendenkonto findet ihr hier: https://kulturpflanzenentwicklung-obergrashof.de/kontakt-und-unterstuetzung

Samenfestes Saatgut ist wertvoll für alle. Es steht für Qualität, Vielfalt und die Unabhängigkeit in der Landwirtschaft.